Nach den vielen warmen Tagen der letzten Wochen wirkt es fast schon ein bisschen unwirklich, aber der Spätwinter ist nochmal zurück. Einstellige Tageswerte und frostige Nächte treten diese Woche fast im ganzen Land auf. Hier erfahrt ihr, mit welchen Tricks ihr eure Pflanzen vor der drohenden Kälte schützen könnt.
Der April macht was er will
Warum wird es überhaupt nochmal kalt?
Wetterlagen im Frühjahr
Aber erstmal zur Frage, warum es überhaupt nochmal so kalt geworden ist. Das Wetter in Mitteleuropa ist maßgeblich davon abhängig aus welchen Richtungen die Wettersysteme kommen. Bei der wärmsten möglichen Wetterlage mitten im Winter kann es wärmer sein als bei der kältesten möglichen Wetterlagen mitten im Sommer. Gerade im Frühjahr sind sehr große Sprünge möglich: Von Sommerwetter bis 25°C und mehr bei Südströmungen bis hin zu Winterwetter mit Schnee in Frost bei Nordströmungen. Der Spruch „April, April, der macht, was er will“, kommt genau daher.
Einfluss des Polarwirbels
Warum es ausgerechnet im April so wechselhaft ist, lässt sich vereinfacht mit dem sogenannten Polarwirbel erklären. Über die Herbst- und Wintermonate baut sich über dem nördlichen Polarkreis ein Starkwindband auf, der Polarwirbel. Etwa ab der Tag- und Nachtgleiche, also dem kalendarischem Frühlingsanfang Ende März, beginnt der Polarwirbel jedoch zu schwächeln. Die steigenden Temperaturen und längeren Tage sorgen für eine starke Erwärmung am Polarkreis. Dadurch fällt der Polarwirbel in sich zusammen und führt kalte Luftmassen bis nach Mittel- und Südeuropa. Die Folge ist eine Nord-Süd- oder Süd-Nord Strömung in weiten Teilen Europas. Je nach dem auf welcher Seite dieser Strömung sich Deutschland befindet, ist es entweder sommerlich warm oder winterlich kalt.
Welche Pflanzen sind frosthart
Gemüse im Freiland
Diese Gemüsepflanzen trotzen dem Frost:
Wenn ihr unsere Beiträge im Homefarming Magazin schon etwas länger verfolgt, wisst ihr, dass es frostempfindliche und frostharte Kulturen gibt. Was wir euch in den letzten Wochen empfohlen haben, draußen zu säen oder zu pflanzen hat mit den aktuellen Bedingungen keine Probleme. Salate, Kohlarten, Erbsen, Dicke Bohnen, Zwiebelgewächse, Radieschen, Möhren, Spinat, Asiasalate oder Mangold kommen mit Spätfrost im April klar. Hier müsst ihr euch also keine Sorgen machen.
Vorsicht bei den frostempfindlichen Kulturen:
Anders sieht es aus bei den frostempfindlichen Kulturen wie Tomate, Paprika, Aubergine, Physalis, Kürbis, Gurke, Zucchini, Melone, Süßkartoffeln, Zuckermais oder Busch- und Stangenbohnen. Hier reichen leichte Minusgrade aus, um die Pflanzen kaputt zu machen. Solltet ihr diese Kulturen bereits im Beet haben, deckt sie auf jeden Fall mit einem Vlies ab oder holt sie ins Haus.
Wenn ihr mit Vlies oder Folie abdeckt, ist es wichtig immer das Wetter im Blick zu behalten. Scheint tagsüber die Sonne, erwärmt es sich darunter so schnell, dass es euren Pflanzen zu warm werden kann. Deckt also an sonnigen Tagen tagsüber lieber auf und etwa ab 17 Uhr wieder ab. Das Gleiche gilt auch für die Deckel von Frühbeetaufsätzen.
Ohne Thermoglas wird es auch hier richtig kalt
Im Gewächshaus
Wer von euch ein Gewächshaus hat, hat momentan bestimmt einige Jungpflanzen darin stehen. Auch hier gilt wieder die gleiche Unterscheidung wie im Freiland zwischen frosthart und frostempfindlich. Frostharte Jungpflanzen könnt ihr ohne Sorge im Gewächshaus stehen lassen. Frostempfindliche Jungpflanzen solltet ihr auf jeden Fall zusätzlich mit einem Vlies schützen. Oder noch besser, in den kältesten Nächten wieder ins Haus holen. Das ist zwar eine Menge Arbeit, aber so kurz vor dem Auspflanzen darf unseren empfindlichen Jungpflanzen einfach nichts mehr passieren.
Vor- und Nachteile des Hochbeets
Im Hochbeet
Im Hochbeet gibt es bei Spätfrost einige Vorteile, aber auch ein paar Nachteile. Ein Vorteil ist die „Fußbodenheizung“ für eure Pflanzen. Die Mist- oder Kompostschicht im Hochbeet wärmt eure Pflanzen sozusagen von unten. Außerdem könnt ihr im Hochbeet sehr viel leichter mit Vlies abdecken oder Frühbeetaufsätze verwenden als im Freiland. Das Problem beim Hochbeet ist das stärkere Auskühlen der Luft.
Der Erdboden auf normale Beeten erwärmt sich über Tag und speichert einen gewissen Teil der Wärme auch in den kalten Nächten. Der Boden kühlt also langsamer aus als die Luft darüber. Die kälteste Temperatur in klaren Frühlingsnächten wird meistens etwa 5cm über den Erdboden erreicht. Da sich um das Hochbeet herum meist nur Luft befindet ist der Auskühlungseffekt hier meisten etwas größer.
Daumendrücken für den Naschgarten
Obstgehölze
Am gefährlichsten ist Spätfrost für Obstbäume und Beerensträucher. Die meisten Blüten nehmen bei -1°C Schaden und auch die Früchte vertragen nicht viel mehr. Äpfel und Birnen sind meist etwas härter im Nehmen, aber bei stärkeren Frösten treten auch hier große Schäden auf. Viel machen könnt ihr hier nicht. Äste mit Vlies einwickeln hat nur kleine Effekte und Feuerfässer oder Frostschutzberegnung wie im Erwerbsanbau sind im Hobbygarten schwer bis gar nicht umsetzbar. Für die Obsternte heißt es also: Daumen drücken.
Kommt alle gut durch die frostigen Tage!