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Rasenschnitt = Hühnerglück? Nein!
  • Tipps

Kategorie Hühner

Hier schreibt Tierärztin Dr. Eva-Maria Casteel für euch

Rasenschnitt = Hühnerglück? Nein!

… leider nicht!

Kaum ist die Gartensaison wieder eröffnet, wächst auch der Rasen wie verrückt und beinahe wöchentlich fällt eine Menge an Rasenschnitt an …

Und, na klar, was liegt näher, als das frische Grün an die Hühner im Garten zu verfüttern? Schließlich fressen sie ja auch sonst immer alles an Grünzeug, was wir ihnen anbieten, oder?

Stimmt! Aber beim Rasenschnitt ist das etwas anderes. Er ist nämlich keinesfalls gesundheitsfördernd für Hühner. Ganz im Gegenteil!

Das Gefährliche daran: Das frisch gemähte Gras vom Rasenschnitt wird liebend gerne von den Hühnern aufgenommen. Sie picken und scharren meist sofort darin und nehmen aufgrund der schnabelgerecht geschnittenen Länge der Grashalme in sehr kurzer Zeit sehr viel davon auf.

Die Folge ist eine enorme Ansammlung von Rasenschnitt im Kropf, die vom Magen-Darm-Trakt nicht so schnell bewältigt werden kann.

Der Kropf hat beim Huhn eine wichtige Funktion. Im Kropf quillt das über den Schnabel und die Speiseröhre aufgenommene Futter auf und sorgt so für eine bessere Verdauung der Bestandteile. Es ist sozusagen ein Zwischenspeicher für das aufgenommene Futter, bevor es in den Drüsen- und den Muskelmagen wandert.

Die Halme vom vielen Rasenschnitt sind in der Lage, starke Verflechtungen im Kropf zu bilden und verhindern nach einer gewissen Zeit, dass weiteres Futter aufgenommen werden kann.

Voll ist voll! …könnte man sagen.

Betroffene Hühner werden nach und nach apathisch und ohne deine Unterstützung kann es aufgrund der so genannten „Kropfverstopfung“ sogar häufig zum Verenden der Tiere kommen.

Die Verfütterung von Rasenschnitt ist übrigens nur eine Ursache für die Entstehung von Kropfverstopfungen beim Huhn. Probleme machen außerdem:

Zu große Gemüsestücke (dann lieber gar nicht klein schneiden) oder zu kleine Holzhackschnitzel.

Versehentliche Fütterung von verdorbenem Futter – Dabei kommt es zu Gärungsprozessen im Kropf, die die Weiterleitung des Futters verhindern und die Verdauung massiv beeinträchtigen.

Hungerperioden – Dann, wenn die Fütterung erfolgt, stürzen sich nämlich plötzlich alle Hühner wie verrückt auf die Futterschale und „überfressen“ sich. Es kommt also wieder zu schnell zu viel Futter in den Kropf und die Weiterleitung ist nicht mehr möglich.

Trinkwassermangel – In dem Fall kann der Futterbrei nicht entsprechend aufgeweicht werden und der Verdauungsvorgang wird behindert.

Falls ihr mal einen Verdacht auf eine Kropfverstopfung habt, fühlt am unteren Ende des Halses, vor dem Beginn der Brust. Bei einer Kropfverstopfung tastet man eine harte runde Struktur, die sich über den Tag hinweg nicht verändert.

Es findet außerdem kein normaler Kotabsatz statt.

Das könnt ihr tun:

Merkt ihr, dass der Inhalt des Kropfes sich noch bewegen lässt,  kann man dem betroffenen Huhn tropfenweise etwas Speiseöl mit einer Spritze in den Schnabel geben. Die meisten Hühner picken den Tropfen meistens neugierig von der Spritze ab.

Wichtig: verabreicht das Öl nur tropfenweise und sehr vorsichtig. Gelangt es in die Luftröhre, droht Erstickungsgefahr! Falls ihr euch unsicher seid oder das Huhn die Tropfen nicht aufnimmt, fahrt lieber zu einem Tierarzt für diese Maßnahme.

Ist der Kropfinhalt so hart, dass er unbeweglich ist und das betroffene Huhn schon ganz apathisch auf euch wirkt, dann ist es höchste Zeit den Tierarzt hinzuzuziehen. Im Notfall kann der Kropf eröffnet, entleert und wieder verschlossen werden.

Aus meiner Sicht ist die Kropfverstopfung jedoch in den meisten Fällen wunderbar zu vermeiden, wenn man die wenigen oben genannten Dinge beachtet und vor allem den Rasenschnitt einfach auf den Kompost oder zur Grünabfallsammelstelle bringt. Er muss nicht zur Gefahr für die Hühner werden, aber die Wahrscheinlichkeit ist, wie gesagt, sehr groß.

So viel für heute, Ich melde mich in 14 Tagen zurück und wünsche euch noch viel Spaß beim Gärtnern, Rasen mähen und natürlich mit euren Hühnern 😉

Eure Eva-Maria

Tierärztin

Dr. med. vet. Eva-Maria Casteel