Die Keimfähigkeit von Saatgut
Überblick
Kreuzblütler
Zu den Kreuzblütlern gehören neben allen Kohlarten auch Radieschen, Rettich, Speiserüben, Asiasalat, Rucola, Rübstiel, Senf oder Raps. Die Samen der Kreuzblütler gehören zu den am längsten keimfähigen Samen überhaupt. Fünf Jahre lang sind nahezu 100-prozentige Keimquoten zu erwarten. Selbst nach etwa acht Jahren sind immer noch deutlich über 50 % zu erwarten. Nicht nur die Quote liegt dabei sehr hoch, auch die Anzahl der gut wachsenden Pflanzen aus gekeimten Samenkörnern geht gegen 100 %. Die Keimdauer ist bei Kreuzblütlern ebenfalls sehr kurz, bei Direktsaaten im Sommer zeigen sich Keimlinge oft nach nur zwei bis fünf Tagen, bei Anzuchten im Frühling ist spätestens nach zehn Tagen eine Keimung zu beobachten.
Korbblütler
Korbblütler wie Salate, Zichorien, Schwarzwurzeln und Artischocken haben auch nach kurzer Zeit schon größere Keim- und Wachstumsschwierigkeiten. Länger als zwei bis drei Jahre solltet ihr das Saatgut hier lieber nicht aufheben. Zwar liegt die Keimquote auch danach oft noch deutlich über 50 %, allerdings werden dann aus den meisten Keimlingen keine schönen, kräftigen Pflanzen mehr. Die Keimdauer liegt hier je nach Jahreszeit bei ein bis zwei Wochen.
Zwiebelgewächse
Auch Zwiebelgewächse, wie Zwiebeln, Porree oder Schnittlauch solltet ihr nicht zu lange lagern. Ähnlich wie Korbblütler, lässt ihre Keimfähigkeit bereits nach zwei bis drei Jahren deutlich nach. Ist eine Zwiebel allerdings mal gekeimt, entwickelt sich auch nach längerer Zeit noch fast jeder Keimling zu einer kräftigen Pflanze. Mit zwei bis drei Wochen Keimdauer braucht ihr hier schon deutlich mehr Geduld.
Kürbisgewächse
Vollkommen unkompliziert sind die Kürbisgewächse, zu denen neben den Kürbissen auch Gurken, Zucchini und Melonen zählen. Fünf bis sieben Jahre liegt die Keimquote bei über 90 % und auch die Keimdauer ist mit etwa einer guten Woche ziemlich kurz. Gerade für Melonen und Gurken sollten die Temperaturen jedoch nicht zu niedrig sein während der Keimung.
Doldenblütler
Die wohl schwierigsten Arten in der Keimung sind die Doldenblütler. Zu ihnen zählen neben Möhren auch Pastinaken, Petersilie, Sellerie oder Fenchel. Schon nach ein bis zwei Jahren lässt hier die Keimfähigkeit massiv nach, weshalb es gerade bei Doldenblütler absolut Sinn macht, jedes Jahr neues Saatgut zu nehmen oder zu kaufen. Auch die Keimdauer ist sehr lang mit einer Zeit von drei bis vier Wochen. Gerade im zeitigen Frühjahr können Möhren oder Petersilie bei Freilandsaat auch gut und gerne mal sechs Wochen oder länger brauchen.
Hülsenfrüchte
Neben den Doldenblütler gehören die Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen oder Bohnen zu den Arten mit sehr kurzer Keimfähigkeit. Schon nach zwei Jahren lässt sie stark nach. Auch die Ausfallquote von bereits gekeimten Samen ist sehr hoch, bei Minimum einem Viertel der Pflanzen solltet ihr damit rechnen, dass aus den Keimlingen keine schönen und starken Pflanzen wachsen.
Fuchsschwanzgewächse
Fuchsschwanzgewächse wie Spinat, Rote Bete oder Mangold sind deutlich pflegeleichter in Sachen Keimung. Drei bis vier Jahre könnt ihr hier mit einer nahezu 100-prozentigen Keimung rechnen und aus den meisten Keimlingen werden auch kräftige Pflanzen. Circa zwei Wochen Geduld braucht ihr jedoch meistens bis sich eine Keimung zeigt.
Nachtschattengewächse
Zwischen den einzelnen Vertretern der Nachtschattengewächse liegen in der Keimfähigkeit deutlich größere Unterschiede als innerhalb der anderen Pflanzenfamilien. Während euch Physalis, Chili und Paprika etwa vier Jahre lang sehr gute Keimergebnisse bringen, keimen Tomaten und Auberginen oftmals bis zu zehn Jahre lang sehr gut. Hier kommt es artenübergreifend aber immer mal wieder vor, dass einzelne Keimlinge nach ein bis zwei Wochen das Wachstum komplett einstellen, hier solltet ihr auf jeden Fall immer ein paar Samenkörner mehr einplanen. Auch die Keimdauer variiert sehr stark. Tomaten keimen meist nach ein bis zwei Wochen, Physalis, Auberginen, Paprika und Chili benötigen oftmals zwei bis drei Wochen und mehr.
Saatgut richtig lagern
Für die Saatgutlagerung sind drei Punkte entscheidend, damit ihr möglichst lange keimfähiges Saatgut habt.
Trockene und luftdichte Lagerung: Unbedingt solltet ihr darauf achten, dass das Saatgut keiner Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Zu feuchte Bedingung können entweder zu einer ungewollten Keimung führen oder zu faulendem und schimmelndem Saatgut, das seine Keimfähigkeit verliert.
Dunkle Lagerung: Am besten setzt ihr die Samen keiner Helligkeit aus, denn auch sie kann unter bestimmten Umständen zu ungewollter Einleitung des Keimvorgangs führen. Außerdem verbessert die Dunkelheit auch die generell Lagerfähigkeit des Saatguts.
Kühle aber frostfreie Lagerung: Die ideale Temperatur für die Saatgutlagerung liegt zwischen 5 und 15 °C. Es sollte auf jeden Fall frostfrei sein, denn Frost kann die Keimfähigkeit massiv schädigen. Aber auch Temperaturen von deutlich über 15 °C wirken sich negativ auf die Keimfähigkeit aus.
Keimproben
Wenn ihr euch unsicher seid, ob euer Saatgut noch keimfähig ist oder nicht, kann euch eine sogenannte Keimprobe Aufschluss darüber geben. Nehmt hierfür zum Beispiel ein feuchtes Küchentuch und legt die Samen hinein. Achtet jetzt darauf, dass das Küchentuch nicht austrocknet und schaut, ob die Samen im dem für diese Art typischen Zeitraum keimen. Wenn ja, könnt ihr dieses Saatgut ohne Probleme verwenden. Wenn nein, schaut euch lieber nach frischem Saatgut um.
Die Keimprobe könnt ihr auch direkt in der mit Erde befüllten Anzuchtschale machen, achtet dann aber unbedingt darauf, früh genug zu testen, denn bei einigen Gemüsesorten ist der zeitliche Korridor der Anzucht ja ziemlich klein. Nicht, dass ihr den verpasst! Ihr solltet immer so viel Zeit einplanen mit eurer Keimprobe, dass ich euch noch neues Saatgut besorgen könnt, sollte die Probe negativ ausfallen.
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