Obstbäume gehören schon seit jeher zur Grundversorgung im eigenen Garten dazu. Sie werden gerne zur Geburt eines Kindes verschenkt, beim Bau eines Hauses gepflanzt und gelten als einfach zu pflegende ertragreiche Nahrungslieferanten. Dazu spenden sie Schatten, laden zum Klettern ein und sind auch für Vögel und Insekten Orte des Rückzugs und der Nahrungsquelle.
Doch wie bleiben unsere Bäume kräftig und ertragreich? Wie sollte man sie pflegen, damit sie gut gedeihen und uns möglichst Jahrzehnte lang mit leckeren Früchten versorgen?
Die Hauptpflege besteht lediglich aus dem alljährlichen Rückschnitt. Er sorgt dafür, dass sich ein Obstbaum richtig entwickeln kann, die perfekte Wuchsform erhalten bleibt und seine Kraft ideal in die Bildung von Früchten gelenkt wird. Vernachlässigt man den Rückschnitt, verdichtet sich der Baum, so dass nicht genug Licht ins Innere gelangt. Die zur Verfügung stehende Kraft muss außerdem unnötigerweise für die Bildung von Ästen und Blättern verwendet werden, die man eigentlich nicht benötigt, was sich dann wiederum nachteilig auf die Fruchtbildung auswirkt.
Also, ran an die Schere und eure geliebten Bäume vital halten!
Säge oder Baumschere?
Das richtige Werkzeug
Das richtige Werkzeug spielt bei der verantwortungsvollen Gartenarbeit eine entscheidende Rolle. Nur damit lassen sich saubere Schnitte durchführen, die das Gehölz nicht unnötig verletzen. Sind verwendete Werkzeuge stumpf, haben Macken o.ä. reißen sie das Schnittgut eher ab, als dass sie es abschneiden. Das ist wiederum eine große Verletzungsgefahr für den Baum. Bakterien können eintreten und Pilzkrankheiten haben ein leichtes Spiel.
Sorgt also für geschärfte, rostfreie Gartenwerkzeuge, mit denen das Arbeiten auch viel mehr Spaß macht.
Für den Obstbaumrückschnitt benötigt ihr eine Garten- bzw. Baumschere für dünnere Äste, sowie eine handliche Astsäge für stärkere Äste. Man unterscheidet dabei übrigens zwei Arten von Scheren, die Amboss-und die Bypass-Gartenschere. Eine Amboss-Gartenschere besteht aus einer Klinge. Sie trennt das Schnittgut von oben und trifft während des Schnitts unten auf ein Metallstück. Eine Bypass-Gartenschere besteht aus zwei Klingen, die beim Schneiden aneinander vorbeilaufen und das Schnittgut quasi von beiden Seiten trennen.
Wann nimmt man die Schere in die Hand?
Der richtige Zeitpunkt
Ihr könnt den Obstbaumrückschnitt entweder im Sommer oder im Winter durchführen. Daher unterscheidet man zwischen Sommerrückschnitt und Winterrrückschnitt.
Beim Sommerschnitt, mit dem man etwa ab Mitte August beginnt, wird der Obstbaum dann zurückgeschnitten, wenn er noch Laub trägt, die Früchte bereits abgeerntet sind und er sozusagen noch im Saft steht. Dadurch heilen die Schnittflächen schneller, was das Eintreten von Erregern erschwert. Außerdem erkennt man zu dieser Zeit besser, wo die Krone stärker ausgelichtet werden muss, damit genug Licht ins Innere gelangt, um das Reifen der dort vorhandenen Früchte im kommenden Jahr optimal zu fördern.
Ein weiterer Vorteil des Sommerschnitts ist, dass das Triebwachstum gehemmt wird. Die Triebe wachsen dadurch langsamer, was eine bessere Fruchtbildung zur Folge hat. Alle frühreifenden Früchte wie Äpfel, Kirschen, Pfirsich & Co könnt ihr also im Sommer mit ihrem Rückschnitt versehen.
Mit Beginn der Laubfärbung bis etwa zum Jahresende solltet ihr eure Obstbäume nicht mehr schneiden. Denn dann speichert euer Obstgehölz seine Kräfte in Holz und Wurzeln ab, damit es gut über den Winter kommt.
Ab Ende Januar bis ca. März könnt ihr dann den sogenannten Winterrückschnitt durchführen, solltet ihr den Zeitpunkt im Sommer verpasst haben. Auch dieser hat Vorteile. Ihr könnt Alter, Stellung und Krankheiten der Äste besser erkennen, wenn das Laub weg ist. Außerdem fördert er das Wachstum der Triebe, was natürlich vor allem bei altem Obstgehölze von Vorteil ist.
Aufgepasst!
Wie wird der Rückschnitt durchgeführt?
Da es beim Obstgehölze verschiedene Wuchsformen gibt, werden auch verschiedene Rückschnitte angewandt. Einen Halbstamm schneidet man beispielsweise anders als Säulen- oder Spalierobst.
Die gängigste Wuchsform ist die sogenannte Pyramidenform. Diese findet ihr bei Nieder-, Halb- und Hochstamm. Diese Form zeichnet sich durch einen Hauptstamm aus, der von der Veredlung bis in die Spitze reicht. Er sollte kräftig und möglichst gerade sein, damit er die Krone tragen kann. An diesem Stamm wählt man drei bis vier Leitäste aus, die die Krone bilden. Sie befinden sich auf unterschiedlichen, aber nicht zu weit entfernten Höhen am Hauptstamm. Diese Leitäste kürzt man beim Rückschnitt auf ca. 30 % bis 50 % ein, beginnt mit dem Mittleren und richtet die anderen kürzeren und längeren Äste danach aus. Es ist dabei wichtig, dass alle Leitäste auf gleicher Höhe abgeschnitten werden, egal wo sie beginnen. Somit sind die Leitäste unterschiedlich lang, enden aber auf der gleichen Höhe. Der Hauptstamm wird etwa 20 cm höher belassen als die Leitäste. Überzählige Äste werden entfernt.
Beim Spalierobst verhält sich der Rückschnitt ähnlich, wie bei der Pyramidenform. Hierbei konzentriert man sich auf einen Mitteltrieb und hält zwei Leitäste der Länge nach an einem Gerüst. Auch hier werden die Leitäste auf gleicher Höhe eingekürzt und der Mitteltrieb etwa 20 cm höher belassen.
Säulenobst ist heutzutage vor allem in kleinen Gärten beliebt. Denn sie bringen einen ansehnlichen Ertrag für Familien, wachsen auf kleiner Fläche, wodurch man trotz eines nicht allzu großen Gartens auch mehrere Obstsorten anpflanzen kann.
Da das Säulenobst schmal wie eine Säule wächst, findet der Rückschnitt hier eher im auslichten statt. Denn es gilt darauf zu achten, dass zum einen genug Licht ins Innere gelangt und zum anderen nicht zu viele Fruchtansätze gebildet werden. Zu viele Früchte führen beim Säulenobst oft zum Bruch der Äste, da sie das Gewicht nicht mehr tragen können. Ihr könnt also die steilen Seitenäste, die sich gelegentlich bilden einkürzen und darauf achten, dass nur eine Triebspitze erhalten bleibt. Außerdem etwas auslichten und schon habt ihr eine ertragreiche Säulenform.
Wie, Verjüngungsschnitt?
Erziehung, Erhaltung oder wie war das?
Vielleicht habt ihr es schonmal gehört, dass man beim Rückschnitt von Obstbäumen auch von Erhaltungsschnitt, Verjüngungsschnitt oder Erziehungsschnitt spricht.
Beim Erhaltungsschnitt achtet man vor allem darauf, dass der Baum durch das Auslichten der Triebe in seiner Form erhalten bleibt. Der Verjüngungsschnitt hält das Obstgehölze vital und wird vor allem dann durchgeführt, wenn der Rückschnitt jahrelang vernachlässigt wurde. Denn dann ist ein intensiveres Auslichten notwendig, um den Baum wieder in Schwung zu bringen. Beim Erziehungsschnitt sorgt man bei jungen Bäumen für den richtigen Start. Er wird nur in den ersten Jahren durchgeführt und sorgt dafür, dass aus einem jungen Baum ein stattlicher, gesunder und wohl geformter Obstbaum wird.
Das war noch nicht alles!
Wassertriebe
Das A & O
Der richtige Schnitt
Man könnte meinen, dass man einen Ast einfach entfernt, so wie man eben drankommt. Aber auch hier gibt es etwas zu beachten, nämlich den richtigen Schnitt. Dieser sollte immer leicht schräg angesetzt werden, damit sich auf den Schnittflächen kein Regenwasser sammeln kann. So heilt die Schnittwunde gut ab.
Ihr seht, der Rückschnitt eurer geliebten Obstbäume ist kein Hexenwerk, aber wichtig, damit ihr im besten fall Jahrzehntelang euer eigenes leckeres Obst naschen könnt.