Pflege und Prophylaxe
Schlüpfen bei euch dieses Jahr auch eigene Küken oder möchtest ihr welche aufziehen? Falls ihr noch unsicher seid, ob ihr das hinbekommt, gilt: Informiert euch gut, nur so bekommt ihr mehr Sicherheit im Umgang mit den Tieren und das Gefühl, gut vorbereitet zu sein.
Heute erzähle ich euch deshalb von einer Komplikation, die bei Küken immer mal wieder vorkommt. Und zwar geht´s um die so genannte Spreizbeinigkeit beim Küken.
Die exakte Ursache ist nicht zu 100 % klar. Meist ist es eine Unterversorgung der Henne oder der Küken mit Vitamin D und/oder Calcium während der Brut oder nach dem Schlupf. Häufig werden die Calcium – und Phosphorreserven schon für die Schalenbildung verwendet und nicht ausreichend an den sich entwickelnden Embryo weitergegeben. Dadurch entsteht beim Küken die so genannte Rachitis bzw. Knochenweiche, die es für das Tier unmöglich macht zu stehen. Aber auch genetische Ursachen oder eine ungünstige Position im Ei können die Ursachen sein.
Was sind Spreizbeine genau?
Ein Küken mit Spreizbeinen kann sich nicht aufrichten, sondern liegt flach auf dem Boden. Seine Beine stehen dabei nach außen ab. Es kann sie selbst mit großer Anstrengung nicht unter den Körper ziehen und sich aufrichten.
Da betroffene Küken weder aufstehen noch laufen können, besteht akute Lebensgefahr! Sie unterkühlen und verhungern/verdursten ohne Hilfe.
Schaut euch die Küken nach dem Schlupf genau an und prüft, ob alles in Ordnung ist. So fällt ein betroffenes Tier schnell genug auf, bevor es zu schwach ist.
Der Vorteil: Wenn ihr richtig reagiert, sind Spreizbeine in den meisten Fällen gut behandelbar.
Was könnt ihr tun?
• Das Küken sofort auf einen rutschfesten und ebenen Boden setzen.
Auf ungeeignetem Untergrund tun sich betroffene Tiere schwer. Dies kann zur Verschärfung der Problematik führen.
• Die Beinchen tapen. Das ist einfacher als ihr denkt. Ziel ist es, die schwachen Beine so zusammenzuführen, dass sie in der korrekten Position stehen. Das Ganze natürlich nicht zu fest, sodass nichts abgeschnürt und das Küken sie bewegen kann. Schließlich soll es mittels dieser Stabilisierung Laufen lernen. Wie das genau geht, schauen wir uns gleich noch an.
• Physiotherapie (kein Witz). Animiert euer Küken so oft wie möglich zu laufen. Dazu stützt ihr es mit den Fingern, sodass es nicht sein volles Gewicht tragen muss. Dann sanft vorwärts stupsen und unterstützen. Durch dieses langsame Laufen stärkt es die richtigen Muskeln und lernt den korrekten Bewegungsablauf.
Je häufiger ihr übt, umso schneller kommt euer Küken ohne das Tape aus.
• Vitaminversorgung und Mineralstoffversorgung optimieren. Ganz wichtig ist, ein entsprechendes Vitaminpräparat mit Vitamin D3 und Calcium zu verabreichen. Gebt also neben einem hochwertigen Kükenstarterfutter eine Vitaminergänzung in sein Trinkwasser. Die Küken wachsen anfangs so schnell, dass ein Mangel sofort ausgeglichen werden sollte.
Und jetzt wie versprochen noch eine kleine Anleitung zum Tapen:
• Wichtig ist, die Beinchen genau hüftbreit zusammenzutapen. Ideal eignet sich eine schmale, selbsthaftende Fixierbinde (Geflügelverband – siehe Bild). Die schneidet nicht ein und verklebt auch nicht unlösbar mit den Kükenbeinchen. Schließlich muss sie nach ein paar Tagen ohne groben Kraftaufwand wieder abgehen.
• Messt die richtige Länge aus: den benötigten Abstand zwischen den Beinchen plus zweimal um jedes Bein herum. Diese Länge schneidet ihr anschließend von der Rolle ab – mit etwas Überstand.
• Wickelt es (nicht zu) fest um ein Beinchen auf Gelenkhöhe herum.
• Jetzt die Beine in die richtige Position hüftbreit zusammenhalten und das andere Bein auf derselben Höhe umwickeln.
• Dann das Band wieder zum ersten zurückführen und überall gut andrücken.
• Einen eventuellen Überstand vorsichtig abschneiden.
Schwierigkeit bei allen Methoden: Die strampelnden, winzigen Beinchen überhaupt zu tapen. Hier ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt.
Die Mühen lohnen sich in den meisten Fällen und das Küken benötigt nach einigen Tagen keine Unterstützung mehr. Passt den Zeitpunkt gut ab, damit ihr das Tape nicht zu früh entfernt!
Achtung: Wenn die Glucke oder die Geschwister auf die getapten Beinchen oder das hilflose Küken einhacken, separiert es so lange.
Um solche Fehlstellungen von Anfang an zu vermeiden solltest ihr bei euren Küken grundsätzlich auf ein paar Dinge achten:
• Am Wichtigsten ist die korrekte Versorgung der Elterntiere aus denen die Küken schlüpfen bzw von denen man Bruteier sammelt mit Vitaminen und Mineralstoffen!
• Ausreichende Wärme, falls keine Glucke vorhanden ist
• Ebener, rutschfester Boden nach dem Schlupf
• Bei vermehrten oder wiederkehrenden Problemen keine Bruteier von den entsprechenden Elterntieren mehr nutzen.