So gelingt eine Kunstbrut
Wer an kleine flauschige Küken denkt, denkt auch zuerst an eine gut befiederte Henne, die Ihre Kleinen über Wochen im eigenen Nest ausgebrütet hat. Dieses Naturwunder ist zauberhaft, aber nicht immer umsetzbar.
Tatsächlich stammen jährlich mittlerweile etwa 90 % aller geschlüpften Küken weltweit aus einer Kunstbrut. Eine immense Summe, die ich vor meinen Recherchen so auch nicht erwartet hätte. Dennoch muss man der Tatsache ins Auge sehen. Eine Kunstbrut ist vielleicht nicht so romantisch, jedoch planbar, effizient und leichter zu kalkulieren.
Ein Brutautomat übernimmt die Aufgaben einer Glucke
Während bei einer Naturbrut die Glucke auf den Eiern sitzt, diese wärmt und täglich wendet, übernimmt dies bei einer Kunstbrut ein Brutautomat. Ihr könnt ihn in verschiedenen Größen bekommen. So ist es mittlerweile nicht mehr nur für den gewerblichen, sondern auch für den privaten Hühnerhalter interessant, selbst zu brüten.
Wichtige Kriterien beim Kauf eines Brutautomaten sind vor allem drei Dinge.
Er sollte eine zuverlässige Temperaturregelung, eine automatische Kippfunktionsowie eine optimale Regelung der Luftfeuchtigkeit besitzen. Mit diesen goldenen Drei werden optimale Bedingungen geschaffen, damit aus ganz normalen Eiern kleine Küken schlüpfen.
Bruteier
So werden die Eier bezeichnet, die sich zum Brüten eignen. Sie sollten aus einer guten Haltung stammen. Vielleicht aus eurer eigenen, falls ihr einen Hahn habt, der die Eier befruchtet. Oder aber ihr kauft euch Bruteier zu. Das macht vor allem dann Sinn, wenn man besondere Rassen möchte, die nicht auf jedem Geflügelmarkt zu finden sind.
Idealerweise könnt ihr die Bruteier irgendwo persönlich abholen. Aber mittlerweile ist es auch gut möglich, sich Eier zuschicken zu lassen. Entsprechend verpackt und gut geschützt überstehen sie auch Transportwege über den Versand.
Jedes Ei will richtig gelagert werden
Habt ihr Bruteier organisiert, gesammelt oder zugeschickt bekommen, dann solltet ihr sie vor dem einlegen in den Brutautomaten mindestens 24 Stunden mit der Spitze nach unten an einem dunklen kühlen Ort ruhen lassen. Ein Kellerraum bietet sich da prima an. Falls die Eier länger lagern, ist es wichtig, sie einmal täglich zu wenden, damit das Innere nicht an der Eierschale haftet.
Am erfolgversprechendsten ist es, wenn die Eier nicht länger als 14 Tage nach dem Legedatum gelagert werden. Zwar heißt es, dass man Bruteier bis zu vier Wochen verwenden kann, jedoch sinkt natürlich mit jedem Tag die Qualität des Eies, so das die Schlupfrate bei länger gelagerten Eiern erheblich niederer ist.
Das Abenteuer beginnt
Ihr habt die Eier beisammen, alle sind intakt, der Brutapparat ist organisiert und ihr seid voller Vorfreude auf eure erste Brut? Dann lasst uns loslegen!
Stellt den Brutautomaten sicher auf eine stabile Unterlage, die in den kommenden 21 Tagen nicht bewegt wird. Sie sollte nicht wackeln und vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein. Ist diese Vorbereitung getan, können die Eier eingelegt werden. Beachtet bei den Einstellungen des Brutautomaten bitte die Hinweise des jeweiligen Herstellers. Luftfeuchtigkeit und Temperatur sollten exakt stimmen, damit sich das kleine Leben in den Eiern wunderbar entwickelt. Schaltet den Brüter ein, dann heißt es erst einmal warten.
Zwischen Tag sieben und Tag 10 könnt ihr die Eier schieren. Dafür werden sie für einen kurzen Moment aus dem Brutautomaten geholt und mit einer sogenannten Schierlampe durchleuchtet. Dadurch könnt ihr erkennen, ob sich im Ei etwas entwickelt oder nicht. Unbefruchtete Eier werden nun entfernt. Dann schließt ihr den Deckel wieder, freut euch über diesen spannenden Einblick und übt euch weiter in Geduld.
Übrigens sollte es im Raum dunkel sein, um gut schieren zu können. Falls ihr keine solche Lampe habt, könnt ihr auch eine Taschenlampe benutzen. Am besten stellt ihr diese auf eine Kartonrolle mit dem Durchmesser eines Eierbechers, legt das Ei vorsichtig obendrauf und seht dann, was sich im Inneren entwickelt hat. Der Lichtkegel strahlt durch diese Technik nicht an den Seiten heraus und man hat optimale Bedingungen das beginnende Leben zu entdecken.
Endspurt
Endspurt
Ihr seid nun bestimmt ganz verzaubert, fasziniert und ergriffen, dass aus euren Eiern nun tatsächlich so flauschige kleine Knutschkugeln geschlüpft sind. Herzlichen Glückwunsch, genießt diese Freude des Lebens!
Nun seid ihr plötzlich Eltern, quasi Kükeneltern.
Sie brauchen eure Fürsorge, um einen guten Start ins Leben zu haben. Holt sie daher erst aus dem Brutautomaten, wenn sie vollständig getrocknet sind. Da mag es manchmal richtig turbulent zugehen. Die einen sind geschlüpft, andere gerade dabei. Eier rollen hin und her, es piept und die Flotten hüpfen schon fleißig durch die Gegend. Aber Geduld! Im Brüter trocknen lassen und dann erst herausholen.
Übrigens ernähren sich frisch geschlüpfte Küken die ersten 48 Stunden nach dem Schlupf von ihrem Dottersack. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen, das sie verhungern oder verdursten, während sie so vor sich hin trocknen.
Erstes Kükenzuhause
Das Kükenzuhause wird mit einer Wärmeplatte oder einer Wärmelampe, Trinkbehälter und Futternapf ausgestattet. Verwendet als Einstreu etwas nicht zu Feines, damit sie es nicht mit dem Futter verwechseln und herunter schlucken. Auch ein paar Spielmöglichkeiten wie Äste oder ein Heutunnel sind nun herzlich willkommen, ebenso ein kleines Sandbad für die Gefiederpflege.
Gefüttert wird mit einem Küken Aufzuchtfutter und etwas Frischfutter wie gekochte Eier, gerieben Karotte und Petersilie. Das Frische jedoch erst nach ein paar Tagen.
Normalerweise zeigt die Glucke ihren Küken wie und wo sie ihre Nahrung finden. Ihr könnt diese Rolle übernehmen, indem ihr mit dem Finger auf entsprechende Behälter tippt und sie so animiert zu picken.
Der Start ins Leben ist gemacht. Ich wünsche euch viel Freude mit eure kleinen Knutschkugeln!